Erst wenn etwas nicht stimmt, merken wir, wie selbstverständlich vieles für uns ist. Wir sehen geschmückte Fenster und Lichterketten in den Bäumen, wir fühlen den kalten Winterwind und hören das Knistern im Kamin. Wir riechen den Duft von gebackenen Plätzchen.
Ich war erleichtert, als Lotta einige Tage nach ihrer Geburt Besuch von der Augenärztin bekam und uns gesagt wurde „Lotta kann sehen, organisch ist alles in Ordnung“. Das gleiche galt für den Hörtest kurz vor ihrer Entlassung. Dass sie diese Fähigkeiten vielleicht irgendwann wieder verlieren könnte, daran habe ich nicht gedacht. Als Lotta im November an der Enzephalitis erkrankte, schaute sie über Stunden, nein, über Tage nur noch nach oben rechts. Juli und ich witzelten während Lotta auf der Intensivstation lag, dass wir bald eine kleine Piratin zuhause haben. Wir waren uns sicher, dass das rechte Auge durch die Krankheit zu großen Schaden genommen hat. Aber schon in den Wochen danach merkten wir, dass es immer besser wurde. Lotta schaffte es beide Augen wieder mittig zu halten und zu fixieren.
Trotzdem hatten wir den Eindruck da stimmt etwas nicht. Sehr oft drehten ihre Augen nach oben weg. Sie drehte ihren Kopf, wenn überhaupt, nur ungerne nach links. Sie nahm eine schiefe Haltung an. Ich machte einen Termin beim Augenarzt. Dieser wiederum schickte uns zur Sehschule. Die Orthoptistin nahm sich viel Zeit für uns. Ich erzählte Lottas Krankengeschichte und sie machte ein paar Tests. Lotta fand das alles sehr spannend. In allem was ich sagte, bestätigte die Orthoptistin mich. Sie hätte auch den Eindruck, dass Lotta weit besser sehen und das rechte Auge schlechter sehen könne, als das linke. Sie würde, sobald eine Sehschwäche korrigiert oder ausgeschlossen wäre, mit einer Amblyopiebehandlung (dem Abkleben des besser sehenden Auges) beginnen. Diese Behandlung sollte so schnell wie möglich starten, damit die Sehkraft nicht noch schlechter würde. Außerdem empfahl sie mit der Sehfrühförderung zu starten.
Aber: Die Orthoptistin wollte gerne eine Zweitmeinung aus der Augenklinik einer Uniklinik. Sie bat die Arzthelferinnen einen zeitnahen Termin für uns zu organisieren und auf die Dringlichkeit hinzuweisen, sowie die Anmeldung für die Sehfrühförderung abzuschicken.
Ich dachte immer es sei besser, wenn die Arztpraxis direkt einen Termin vereinbart. In diesem Fall war das nicht so. Es hat mehrere Wochen, Anrufe und verschiedene offensichtliche Ausreden gedauert, bis mir letztendlich mitgeteilt wurde, dass es in den nächsten sechs Monaten keinen Termin in der Uniklinik geben würde und ich mich dann nochmal melden solle. Ein Rückruf der Orthoptistin erfolgte auch erst Tage später als verabredet.
Also rief ich selbst in der Uniklinik an. Ich lies einen Rückruf eintragen. Keine zwei Stunden(!!) später rief mich eine sehr nette Frau an. Auch von ihr erhielt ich die Info, dass Termine erst wieder in sechs Monaten frei wären und ich mich nochmal melden solle. Daraufhin erklärte ich ihr die Situation und auch, dass die Praxis bereits versucht hatte einen Termin zu erhalten, aber offensichtlich nicht auf die Dringlichkeit hingewiesen hatte. Sie war sehr hilfsbereit, nahm Lottas Diagnosen auf und sagte sie würde nachfragen und sich zurückmelden. Und was soll ich sagen? Zwei Tage später rief sie wieder an und hatte einen Termin in vier Wochen für uns.
Wir waren nun schon einige Male mit Lotta in der Klinik und sind wirklich begeistert. Die Ärzte, Studenten, Schwestern und Orthoptisten haben sich jedes Mal sehr viel Zeit genommen und waren jederzeit aufrichtig zu uns. Die Chefärztin sagte einmal, dass Lotta aufgrund ihres Gendefekts und der Enzephalitis sehr interessant wäre und man jetzt aufpassen müsse, dass man wirklich nur die Untersuchungen macht, die wirklich notwendig sind.
Bei Lotta wurde eine Weitsichtigkeit festgestellt. Sie hat 4,5 dpt auf beiden Augen, sowie eine Hornhautverkrümmung. Ihr linkes Auge kann sich nur bis zur Mitte bewegen. Das Wegdrehen der Augen ist eine Art Schielen. Wir erfuhren, dass sie eine Blutung in einem Bereich des Gehirns hatte, der für die Bewegung der Augen zuständig ist.
Seit ein paar Wochen trägt Lotta nun eine Brille und sieht zuckersüß damit aus. Zusätzlich kleben wir einmal am Tag ihr linkes (besseres) Auge für eine Stunde mit einem lustigen Pflaster ab. Anfangs war es ok, allerdings findet Lotta das mittlerweile nicht mehr so lustig und hat ihre Technik professionalisiert innerhalb kürzester Zeit das Pflaster wieder abzuziehen. Gleiches gilt für die Brille. Sie findet es ganz spannend darauf rumzukauen.
Hallo Lottamäuschen , du siehst wie eine kleine süße Lady aus, mit deiner coolen Brille 🤓 und immer schön Mama und Papa und deinen großen Bruder auf Trab halten .
LG Heike und schöne Adventszeit 🎄🎄🎄🎄
Hallo
Die Brille ist wirklich total niedlich.
Meine Tochter trägt seit sie 15 Monate ist eine Brille und sie hat auch geschielt (dadurch fiel es mir erst auf das sie schlecht sieht)
Falls eure das Pflaster gar nicht akzeptiert fragt Mal in der Sehschule ob bei ihr auch eine spezielle Folie auf dem Brillenglas helfen könnte, die kennen sich ja damit am Besten aus. Bei uns hatte das gereicht und heute schielt meine Tochter nicht mehr.
Die Brille lässt eure bestimmt auch freiwillig auf sobald sie selbst merkt das sie damit deutlich besser sieht. Nur Geduld 🙂
Viele liebe Grüße